Wie Fach­ärz­te die Abschaf­fung der Neu­pa­ti­en­ten­re­gel bewäl­ti­gen und wett­be­werbs­fä­hig blei­ben

Im Jahr 2019 wur­de die Neu­pa­ti­en­ten­re­ge­lung für Fach­arzt­pra­xen ein­ge­führt. Wesent­li­cher Inhalt war, dass alle Patient*innen, die län­ger als 24 Mona­te nicht mehr in der Pra­xis waren (oder noch nie) als Neu­pa­ti­en­ten gal­ten und die Lei­stun­gen extrabud­ge­tär abge­rech­net wur­den. Bedeu­tet, alles, was die Fach­arzt­pra­xis abge­rech­net hat, floss nicht in das Regel­lei­stungs­vo­lu­men.

Dies hat­te zur Fol­ge, dass die Rest­wert­ver­gü­tun­gen in den Pra­xen deut­lich zurück gin­gen. Behand­lun­gen bezahlt wur­den. Somit eine Ver­bes­se­rung für die Pra­xis und auch für den Pati­en­ten.

Die­se Rege­lung wur­de zum 31.12.2022 abge­schafft.

Was bedeu­tet das kon­kret?

Am besten erklä­re ich das an einem ein­fa­chen Bei­spiel. Eine von mir betreu­te Fach­arzt­pra­xis hat­te im Q4-2022 fol­gen­de Hono­rar­kon­stel­la­ti­on (ver­ein­facht dar­ge­stellt):

Hono­rarBud­getAbge­rech­netRest­wert-ver­gü­tungaus­be­zahlt
Regel­lei­stungs­vo­lu­men29.20035.500€12%29.956€
Neu­pa­ti­en­ten­re­gelfrei65.000€100%65.000€
Offe­ne Sprech­stun­de Haus­arzt­verm. Fäl­leFrei0100%0
Gesamt­ho­no­rar   94.956€

1.200 Fäl­le im RLV und 800 Fäl­le mit Neu­pa­ti­en­ten­re­ge­lung. Aus Ver­ein­fa­chungs­grün­den gehe ich davon aus, dass die Pra­xis Offe­ne Sprech­stun­de und HA-Ver­mitt­lungs­fäl­le bis­her nicht nutzt.

Fall­wert RLV:            24,33 €

Fall­wert abger.         29,58 €

Fall­wert aus­bez.      24,96 €

Nicht aus­bez. Hono­rar: 5.544 €

Fall­wert Neu­pa­ti­en­ten: 81,25 €

Wie sieht die Abrech­nung Q1-2023 aus, wenn ich nichts an den Abläu­fen in der Pra­xis ver­än­de­re?

Hono­rarBud­getAbge­rech­netRest­wert-ver­gü­tungaus­be­zahlt
Regel­lei­stungs­vo­lu­men (RLV)48.664105.500€12%55.484€
Offe­ne Sprech­stun­de Haus­arzt­verm. Fäl­leFrei0100%0
Gesamt­ho­no­rar   55.484€

Die Pati­en­ten, die bis­her als Neu­pa­ti­en­ten gal­ten rut­schen ins Regel­lei­stungs­vo­lu­men. Dadurch erhöht sich die­ses. Aller­dings liegt der Fall­wert nur bei 24.33 €. Fak­tisch wür­de die Pra­xis Ihre Ein­nah­men hal­bie­ren, wenn nicht gegen­ge­steu­ert wird.

Fach­arzt­pra­xen müs­sen nun neue Stra­te­gien fin­den, um sicher­zu­stel­len, dass die Abrech­nung auch nach der Abschaf­fung der Neu­pa­ti­en­ten­re­gel ab dem 1. Janu­ar 2023 sta­bil bleibt. Auch wenn dies ent­mu­ti­gend erschei­nen mag, kön­nen Fach­ärz­te mit pro­fes­sio­nel­ler Anlei­tung und den rich­ti­gen Ansät­zen wei­ter­hin erfolg­reich arbei­ten und in ihrem Bereich wett­be­werbs­fä­hig blei­ben.

Die 3 wich­tig­sten Punk­te, um Ihre Fach­arzt­pra­xis pro­fi­ta­bel zu hal­ten

1. Haus­arzt­ver­mitt­lungs­fäl­le nut­zen

Über­wei­sun­gen von Haus­ärz­ten sind eine gute Mög­lich­keit für Fach­ärz­te, das Pati­en­ten­auf­kom­men zu len­ken und die Abrech­nungs­pro­zes­se effek­ti­ver zu gestal­ten. Wich­tig, dabei sind eini­ge Rah­men­da­ten zu beach­ten:

  • Für Haus­ärz­te ist nur eine Ver­mitt­lung inner­halb von 4 Kalen­der­ta­gen lukra­tiv
  • Fach­arzt­pra­xen erhal­ten bei die­sen Pati­en­ten einen Auf­schlag von 100% auf die Grund­pau­scha­le und die wei­te­ren Lei­stun­gen sind in die­sem Quar­tal frei. Fal­len also nicht ins RLV.
  • Die Fäl­le müs­sen ent­spre­chend der Fach­grup­pe mit einer Zif­fer gekenn­zeich­net wer­den

2. Offe­ne Sprech­stun­de anbie­ten und rich­tig nut­zen

Offe­ne Sprech­stun­den kön­nen auch eine effek­ti­ve Stra­te­gie für Fach­arzt­pra­xen sein. Indem sie offe­ne Sprech­stun­den anbie­ten, kön­nen Fach­ärz­te Patient*innen schnell einen Ter­min ver­schaf­fen, erste Dia­gno­stik durch­füh­ren und einen inten­si­ve­ren Ter­min ver­ein­ba­ren, in dem dann die Behand­lung wei­ter­ge­führt wird.

Eine sol­che offe­ne Sprech­stun­de muss gut orga­ni­siert wer­den. Pati­en­ten kön­nen dort nicht erwar­ten, dass Ihnen sofort die Lösung Ihres Pro­blems prä­sen­tiert wird. Son­dern es ist eher ein kur­zer erster Ter­min, um die näch­sten Schrit­te fest­le­gen zu kön­nen. Aber der Pro­zess der Dia­gno­stik und Behand­lung hat begon­nen.

Mit der Unter­stüt­zung moder­ne online Fra­ge­bö­gen etc. kann hier eine Men­ge Ver­sor­gung ange­bo­ten wer­den.

Für die Abrech­nung ist wich­tig, dass alle Patient*innen, die einen Ter­min in der offe­nen Sprech­stun­de hat­ten, für die­ses Quar­tal kom­plett bud­get­frei abge­rech­net wer­den kön­nen. Egal ob es der erste oder letz­te Ter­min im Quar­tal ist.

3. Pro­fes­sio­nel­le Anlei­tung ist uner­läss­lich, um Abrech­nungs­pro­zes­se effek­tiv zu ver­wal­ten und wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben.

Um sicher­zu­stel­len, dass ihre Abrech­nung auch nach der Abschaf­fung der Neu­pa­ti­en­ten­re­gel sta­bil bleibt, müs­sen Fach­ärz­te Zeit in die Erkun­dung ver­schie­de­ner Stra­te­gien und die Zusam­men­ar­beit mit Fach­leu­ten inve­stie­ren, die ihnen die nöti­ge Anlei­tung geben kön­nen. Fach­leu­te wie Bera­ter im Gesund­heits­we­sen und ande­re Spe­zia­li­sten auf dem Gebiet der medi­zi­ni­schen Abrech­nung ken­nen sich mit den kom­ple­xen Vor­schrif­ten aus und kön­nen dabei hel­fen, Lösun­gen zu fin­den, die den beson­de­ren Bedürf­nis­sen von Fach­arzt­pra­xen ent­spre­chen. Sie kön­nen Sie auch bera­ten, wie Sie Ihre Res­sour­cen bes­ser nut­zen, die Effi­zi­enz ver­bes­sern und die Ein­nah­men sta­bi­li­sie­ren bzw. stei­gern kön­nen, indem Sie die aktu­el­len Syste­me ana­ly­sie­ren und die Pro­zes­se opti­mie­ren.

Dar­über hin­aus kann eine pro­fes­sio­nel­le Bera­tung dazu bei­tra­gen, die Feh­ler in der Abrech­nung von Lei­stun­gen zu redu­zie­ren, z. B. durch fal­sche Kodie­rung oder über­se­he­ner Zif­fern ent­gan­ge­nes Hono­rar zu erhal­ten und Hono­rar ret­ten, das durch fal­sche Dia­gno­sen gestri­chen wor­den wäre. 

Fazit

Letzt­lich sind Inve­sti­tio­nen in pro­fes­sio­nel­le Bera­tung für Fach­arzt­pra­xen, die ihre Abrech­nungs­pro­zes­se effek­ti­ver gestal­ten und in ihrem Bereich wett­be­werbs­fä­hig blei­ben wol­len, uner­läss­lich. Mit sach­kun­di­gen Exper­ten, die ihnen mit Rat und Tat zur Sei­te ste­hen, kön­nen Fach­ärz­te sicher sein, dass alle Aspek­te ihrer Pra­xis den rich­ti­gen Stan­dards fol­gen und gleich­zei­tig hoch­wer­ti­ge Dienst­lei­stun­gen zu einem ange­mes­se­nen Preis anbie­ten.

Fach­arzt­pra­xen müs­sen jetzt han­deln und in pro­fes­sio­nel­le Bera­tung inve­stie­ren, um ihre Abrech­nung auch künf­tig effek­tiv zu gestal­ten und Ein­nah­men zu sta­bi­li­sie­ren. Mit dem rich­ti­gen Part­ner an sei­ner Sei­te ent­la­sten Sie sich, Ihr Per­so­nal und kön­nen die Pati­en­ten­ver­sor­gung ver­bes­sern.

Spre­chen Sie uns an, ver­ein­ba­ren Sie einen ersten Gesprächs­ter­min online, um mit uns zu bespre­chen, ob und wie wir Sie unter­stüt­zen kön­nen.

Mar­tin Wer­ner-Böhm

Mar­tin Wer­ner-Böhm
Der Autor ist seit über 20 Jah­ren in der Bera­tung von Mediziner:innen tätig, Schwer­punk­te sind EBM-Opti­mie­rung und Pra­xis­über­nah­men. Dane­ben ist er zer­ti­fi­zier­ter Sach­ver­stän­di­ger für die Bewer­tung von Arzt- und Zahn­arzt­pra­xen und ver­fügt über ein brei­tes Spek­trum an Erfah­rung und Wis­sen rund um Pra­xen und Mediziner:innen. Durch die eige­ne Haus­arzt­pra­xis sei­ner Frau erge­ben sich immer aktu­el­le Ein­blicke in den Pra­xis­all­tag.

Martin Werner Boehm

Martin Werner Boehm

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