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Kun­den­bin­dung durch refrak­ti­ve Chir­ur­gie in der Augen­op­tik

Weil sich unse­re Lebens- und Arbeits­ge­wohn­hei­ten ver­än­dert haben, wer­den in Zukunft mehr
Men­schen schlech­ter sehen, sagt die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO. Wer unscharf sieht,
greift irgend­wann auf eine Bril­le oder Kon­takt­lin­sen zurück. Doch nicht jeder ver­trägt die
Seh­hil­fen oder kommt auf Dau­er damit zurect. Betrof­fe­ne kön­nen alter­na­tiv ihre Augen lasern
las­sen. Wel­che Chan­cen gela­ser­te Kun­din­nen und Kun­den der Augen­op­tik bie­ten, beschreibt
die Augen­op­ti­ker­mei­ste­rin Catha­ri­na Richt als Spe­zia­li­stin für Refrak­tiv­chir­ur­gie.

 

Shee­na Shah aus Mün­chen war stark kurz­sich­tig (-18 dpt) und ist eini­ge Mona­te pro Jahr für For­schungs­ar­bei­ten in Süd­afri­ka. Da sie ihre Kon­takt­lin­sen vor Ort nicht regel­mä­ßig rei­ni­gen kann, ent­schied sie sich für eine OP.

Scharf sehen in jeder Lebens­la­ge und ohne Ein­schrän­kung. Davon träu­men die mei­sten Men­schen. Anhand von Pati­en­tin­nen- und Pati­en­ten­bei­spie­len aus dem Kli­nik­all­tag soll die­ser Arti­kel Ein­blicke geben sowie Anknüp­fungs­punk­te und Chan­cen für den augen­op­ti­schen Fach­han­del auf­zei­gen.

Seit 1987 wer­den Augen­ope­ra­tio­nen zur Kor­rek­tur von Fehl­sich­tig­kei­ten durch­ge­führt. Die Befürch­tung, es wür­de sich noch immer um eine Test­pha­se han­deln, ist also obso­let. Eine Stu­die zeigt fol­gen­de Ergeb­nis­se der neu­en „SMILE Laser Tech­nik“ (Small Incis­i­on Len­ti­cu­le Extra­c­tion). Hier wird eine refrak­ti­ve Lin­se aus dem intrast­ro­ma­len Horn­haut­ge­we­be durch einen klei­nen Ein­schnitt ent­fernt. Resul­tat: Zehn Jah­re nach der Ope­ra­ti­on gab es kei­ne signi­fi­kan­te Ände­rung gegen­über den Sechs-Monats-Ergeb­nis­sen. Das sphä­ri­sche Äqui­va­lent betrug ‑0,35 ± 0,66 Diop­trien und lag daher nahe an der Ziel­bre­chung. [1] Das heißt, es kann von einem sta­bi­len Refrak­ti­ons­er­geb­nis auf lan­ge Zeit aus­ge­gan­gen wer­den.

Wenn die Augen die Berufs­wahl ein­schrän­ken

Aktu­ell dürf­te wohl der Mund-Nasen-Schutz (MNS) maß­geb­lich dazu bei­tra­gen, dass sich die Men­schen mit dem The­ma Augen­la­se­rung beschäf­ti­gen. Doch auch berufs­be­ding­te Grün­de füh­ren zu einer Augen­ope­ra­ti­on: Es gibt Berufs­grup­pen, bei denen die Anfor­de­run­gen an die Seh­kraft höher sind. Neben Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten, Feu­er­wehr­frau­en oder Berufs­kraft­fah­rern gehö­ren auch Poli­zi­stin­nen und Poli­zi­sten  dazu. In der Pati­en­ten­be­fra­gung zeigt sich, dass die Men­schen sich vor der Ent­schei­dung län­ger mit dem The­ma beschäf­ti­gen. Eini­ge Recher­chen, viel­leicht ein kur­zes Gespräch mit dem Augen­op­ti­ker, dann wur­de das Vor­ha­ben wie­der ver­wor­fen. Meist ohne zu wis­sen, ob eigent­lich eine Eig­nung besteht. Die aktu­el­le Situa­ti­on hat vie­len Men­schen Zeit ver­schafft, um lang auf­ge­scho­be­ne The­men wie die­se anzu­ge­hen, wie Bei­spiel eins zeigt: Die Sprach­wis­sen­schaft­le­rin Shee­na Shah aus Mün­chen ist eini­ge Monate pro Jahr bei For­schungs­ar­bei­ten in Süd­afri­ka. Die star­ke Kurz­sich­tig­keit von über minus 18 Diop­trien hat die 36-jäh­ri­ge bis­her mit Kon­takt­lin­sen aus­ge­gli­chen. Sie berich­tet von teils schwie­ri­gen Hygie­ne­be­din­gun­gen und der gro­ßen Sor­ge, eine Lin­se zu ver­lie­ren. Die zehn Jah­re alte Bril­le hat Shah immer dabei, wenn­gleich sie hoff­te, sie nie gebrau­chen zu müs­sen. „Manch­mal muss­te ich die Kon­takt­lin­sen nachts im Auge behal­ten, weil ich kei­ne Mög­lich­keit zur Rei­ni­gung hat­te“, erklärt sie. Coro­nabe­dingt ist Shah seit einem Jahr im Home­of­fice und hat die lang durch­dach­te Ent­schei­dung für eine Augen-OP getrof­fen. Umso mehr freue sie sich auf den näch­sten Aus­lands­auf­ent­halt mit neu­em Lebens­ge­fühl und mehr Sicher­heit im Sehen. 

 

Moti­ve für eine Augen­ope­ra­ti­on

Fast am stärk­sten beein­träch­tigt füh­len sich Men­schen beim Sport. Sie wün­schen sich mehr Kom­fort und Sicher­heit. So erklär­te ein Pati­ent, der häu­fig an Steil­wän­den klet­tert, sei­ne Kon­takt­lin­se mit ‑6,0 Diop­trien ver­lo­ren zu haben. Die­se hilf­lo­se Situa­ti­on mit der Sor­ge, nicht mehr Heil ins Tal zu kom­men, war für ihn Grund genug. Er hat sich einer Augen­ope­ra­ti­on unter­zo­gen. Zusam­men­ge­fasst lässt sich sagen, dass der tie­fe Wunsch nach mehr Frei­heit, Unab­hän­gig­keit, Fle­xi­bi­li­tät und Lebens­qua­li­tät die stärk­sten Grün­de für eine Augen­ope­ra­ti­on sind. Der MNS mit allen auf­ge­führ­ten Punk­ten und Lebens­ge­schich­ten ist ledig­lich der letz­te Anstoß für eine Augen­ope­ra­ti­on. Die stei­gen­de Nach­fra­ge nach refrak­ti­ven Ein­grif­fen seit der Coro­na-Pan­de­mie wird auch von Ella G. Fak­to­ro­vich, Augen­ärz­tin am Paci­fic Visi­on Insti­tu­te in San Fran­cis­co, bestä­tigt. Im Zeit­raum von Juni bis August 2020 führ­te sie 42 Pro­zent mehr Laser-Ope­ra­tio­nen am Auge als im glei­chen Zeit­raum 2019 durch. Dies führt die US-ame­ri­ka­ni­sche Augen­ärz­tin dar­auf zurück, dass die Men­schen mehr Zeit haben. „Die Pati­en­ten sind nicht mehr so viel für die Arbeit oder für die Frei­zeit unter­wegs. Ihre Zeit ist fle­xi­bel, und sie haben jetzt viel mehr Fle­xi­bi­li­tät, um Ter­mi­ne zu orga­ni­sie­ren“, sag­te Fak­to­ro­vich. [2] Augen­ope­ra­tio­nen kom­men häu­fig nur dann in Fra­ge, wenn es für die Per­so­nen kei­ne ande­ren Mög­lich­kei­ten der Seh­kor­rek­ti­on mehr gibt. Neh­me man zum Bei­spiel einen pres­by­open Dach­decker, der sich nicht an einer Bril­le stört. Aller­dings ist eine Gleit­sicht­bril­le auf dem Dach lebens­ge­fähr­lich. Hier kann die Implan­ta­ti­on einer mul­ti­fo­ka­len Intraoku­lar­lin­se eine mög­li­che Kor­rek­tur sein. Die bei­den Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten Seh­hil­fe und Ope­ra­ti­on ste­hen nicht in Kon­kur­renz zuein­an­der. Die Wahl­mög­lich­keit des Dach­deckers ist begrenzt und auch eine Poli­zei­an­wär­te­rin mit star­ker Fehl­sich­tig­keit hat kei­ne alter­na­ti­ve Mög­lich­keit (sie­he Gra­fik oben).

Wo sind Anknüp­fungs­punk­te zur Augen­op­tik?

Für Inter­es­sier­te sind Augen­op­ti­ke­rin­nen und Augen­op­ti­ker neu­tra­le Ver­trau­ens­per­so­nen. Umso per­sön­li­cher die Bezie­hung, umso mehr Ein­fluss besteht. Augen­op­ti­ker sind oft erste Ansprech­part­ner, wenn sich Men­schen Gedan­ken über eine Augen­ope­ra­ti­on machen. Wich­tig für die Kun­din­nen und Kun­den ist, dass die kom­pe­ten­te Betreu­ung durch das augen­op­ti­sche Fach­per­so­nal wei­ter Bestand hat. Dann wird bei
erneu­tem Bedarf wie­der auf die kom­pe­ten­te Bera­tung zurück­ge­grif­fen. Steht die Ent­schei­dung für eine Augen-OP bereits fest, emp­fiehlt es sich, die­sen Wunsch zu respek­tie­ren. Nur dann bleibt das Ver­trau­ens­ver­hält­nis bestehen. Es zeigt den Kun­den, dass die Augen­op­ti­ke­rin an ihrem opti­schen Wohl­erge­hen inter­es­siert ist. 2019 wur­den schät­zungs­wei­se 47.000 Men­schen mit einer Augen­ope­ra­ti­on ver­sorgt. [3] Das ent­spricht bei 40,1 Mil­lio­nen erwach­se­nen fehl­sich­ti­gen Bun­des­bür­gern (ab 16 Jah­re) einer Quo­te von 0,12 Pro­zent. Das zeigt, dass sich immer noch wenig Men­schen für eine Augen­ope­ra­ti­on ent­schei­den. Nicht zuletzt, weil es sich um eine pri­va­te Augen­arzt­lei­stung handelt.Ist der Kun­de noch unschlüs­sig, kann durch eine Bedarfs­ana­ly­se fest­ge­stellt wer­den, was sich der Inter­es­sier­te wünscht. Hier­bei spie­len fol­gen­de Fra­gen eine
Rol­le: Wie groß ist der Lei­dens­druck und gibt es eine Alter­na­ti­ve zur Ope­ra­ti­on? Bei jun­gen Men­schen mit aus­rei­chen­der Akko­mo­da­ti­on gibt es kei­nen Nach­teil durch eine Ope­ra­ti­on. Der häu­fig genann­te Wider­spruch: „Eine Ope­ra­ti­on am gesun­den Auge muss gut über­legt sein!“ ist bei dem heut­zu­ta­ge gerin­gen Risi­ko­pro­fil kein Argu­ment mehr. Im Vor­der­grund steht immer die Fra­ge: Was wünscht sich die Kun­din? Der Lei­dens­druck ent­schei­det über die Not­wen­dig­keit. Bei pres­by­open Men­schen gilt es her­aus­zu­fin­den: Wel­che Erwar­tun­gen hat der Kun­de? Stört die Bril­le oder Kon­takt­lin­se oder die Pres­by­opie? Für alle Pres­by­opie­kor­rek­tu­ren gibt es Vor- und Nach­tei­le. Die offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on über unter­schied­li­che Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten schafft Ver­trau­en. Egal, ob es sich um eine Gleit­sicht­bril­le, Lese­bril­le, Kon­takt­lin­sen oder Ope­ra­ti­on han­delt. Es wird immer Situa­tio­nen geben, die optisch noch ver­bes­sert wer­den kön­nen. Es gibt kei­ne pres­by­ope Lösung, die kom­plett ohne Kom­pro­mis­se oder Ein­schrän­kun­gen aus­kommt. Eine wei­test­ge­hen­de Aus­nah­me stellt eine mul­ti­fo­ka­le Intraoku­lar-Lin­se dar. Hier wird das Sehen in der Fer­ne, dem
Zwi­schen­be­reich und in der Nähe berück­sich­tigt. Dadurch wird eine dau­er­haf­te Bril­len­un­ab­hän­gig­keit mit gro­ßem Seh­kom­fort geschaf­fen.
Laut Pro­fes­sor Micha­el Knorz, Kom­mis­si­on Refrak­ti­ve Chir­ur­gie – einem gemein­sa­men Gre­mi­um des Berufs­ver­bands der Augen­ärz­te Deutsch­lands (BVA) und der Deut­schen Oph­thal­mo­lo­gi­schen Gesell­schaft (DOG) –, wur­den bis­lang cir­ca 50.000 mul­ti­fo­ka­le Lin­sen in Deutsch­land implan­tiert.

Braucht das Auge nach der OP wie­der eine Bril­le oder Kon­takt­lin­sen?

Ziel jeder Augen-OP ist es, dass die Ope­rier­ten kei­ne zusätz­li­che Bril­le oder Kon­takt­lin­se mehr benö­ti­gen. Soll­te das trotz­dem der Fall sein, ist es wich­tig, dass der Augen­op­ti­ker in posi­ti­ver Erin­ne­rung geblie­ben ist. Ein Bei­spiel für eine wei­te­re Bril­len- oder Kon­takt­lin­sen­ver­sor­gung
könn­te nach ope­ra­ti­ver Kor­rek­tur einer pres­by­open Per­son zur Mono­vi­si­on sein. Durch die diop­tri­sche Unter­kor­rek­tur auf einem Auge in die Fer­ne
wird mei­stens eine Bril­le fürs Auto­fah­ren benö­tigt. Jedes ope­rier­te Auge kann bei Bedarf wie­der mit einer Bril­le oder Kon­takt­lin­sen ver­sorgt wer­den. Dabei ist für Augen­op­ti­ke­rin­nen wich­tig, emo­tio­nal neu­tral gegen­über einer Neu­ver­sor­gung zu sein. So erzähl­te eine Kun­din, sie käme zehn Jah­re nach ihrer Laserung zum Augen­op­ti­ker, wor­auf die­ser sag­te: „Das habe ich doch gleich gesagt!“ Das Bei­spiel zeigt, dass der Augen­op­ti­ker weiß, dass sich die Refrak­ti­on ändern kann. Der Kun­din war das auch bewusst. Sie nahm das gegen zehn Jah­re Bril­len­frei­heit in Kauf. Egal, zu wel­chem Zeit­punkt Kun­den ihren Seh­ex­per­ten auf­su­chen: Sie wün­schen sich bes­se­res Sehen und möch­ten erneut gut ver­sorgt wer­den. Die Aus­sicht auf ein Leben mit mehr Frei­heit, Unab­hän­gig­keit und Fle­xi­bi­li­tät bringt Men­schen dazu, eine Augen­ope­ra­ti­on durch­füh­ren zu las­sen. Das ist alters­un­ab­hän­gig. Für die Betrof­fe­nen ist eine Augen­ope­ra­ti­on eine lebens­ver­än­dern­de Ent­schei­dung. Gela­ser­te Men­schen erin­nern sich jah­re­lang an Zusam­men­hän­ge, die mit die­sem Ereig­nis in Ver­bin­dung ste­hen. Ari­sto­te­les sag­te: „Dank unse­rer Erin­ne­rung haben wir das, was wir Erfah­rung nen­nen.“ Wer Teil der posi­ti­ven Erfah­rung sein möch­te, muss das Ver­trau­ens­ver­hält­nis pfle­gen. Beglei­ten Augen­op­ti­ke­rin­nen den Weg zur besten Ver­sor­gung posi­tiv, bleibt das Ver­trau­en in die  gute Bezie­hung. Der Kun­de bleibt Kun­de.

Catha­ri­na Richt ist Spe­zia­li­stin für Refrak­tiv- und Kata­rakt­chir­ur­gie und bie­tet Bera­tung für nie­der­ge­las­se­ne Augen­ärz­te.

 

Lite­ra­tur
[1] M. Blum, A. Lau­er, K. Kun­ert, W.Sekundo: 10-Year Results of Small Incis­i­on Len­ti­cu­le Extra­c­tion, in: Jour­nal Refrac­ti­ve Surg. 2019, 1. Okto­ber;
35 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31610002/
[2] Lin­ne­han, Robert: Refrac­ti­ve sur­gey on the rise during COVID-19 pan­de­mic, in: Ocu­lar Sur­gery News U.S. Edi­ti­on 10. Okto­ber 2020. https://
www.healio.com/news/ophthalmology/20201001/refractive-surgery-onthe-rise-during-covid19-pandemic
[3] Wen­zel, Mar­tin et al.: Ambu­lan­te und sta­tio­nä­re Intraoku­lar­chir­ur­gie
2019: Ergeb­nis­se der aktu­el­len Umfra­ge von BDOC, BVA, DGII und DOG, in: Opthal­mo-Chir­ur­gie 21: 341 – 350 (2020) http://www.dgii.org/uploads/
umfragen/DGII-BVA-BDOC_Umfrage_2019_Ergebnisse.pdf

Der Bei­trag wird der tape. GmbH – Ver­mitt­lung und Bera­tung sei­tens der Autorin Catha­ri­na Richt zur Ver­fü­gung gestellt.

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Catharina Richt

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