Praxisverkauf an einen Investor: Chancen, Risiken und wichtige Aspekte
Der Verkauf einer Arztpraxis bzw. Zahnarztpraxis an einen Investor kann für Praxisinhaber eine attraktive Option sein. Investoren bieten oft hohe Kaufpreise und ermöglichen eine unkomplizierte Übergabe. Doch was sind die Vor- und Nachteile eines solchen Verkaufs? Welche Fallstricke gibt es? Wie unterscheiden Sie sich und worauf sollten Praxisinhaber achten? In diesem Beitrag beleuchten wir alle wichtigen Aspekte des Praxisverkaufs an Investoren, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
Inhaltsverzeichnis
Warum kaufen Investoren Arztpraxen und Zahnarztpraxen?
In den letzten Jahren ist der Gesundheitsmarkt zunehmend ins Visier von Finanzinvestoren geraten. Besonders Arztpraxen und Zahnarztpraxen sind für Investoren attraktiv, da die Nachfrage nach entsprechenden Praxisleistungen stabil ist und sich Praxen gut in größere Strukturen wie Medizinische Versorgungszentren (MVZ) integrieren lassen. Viele Investoren haben das Ziel, Netzwerke von Arzt- bzw. Zahnarztpraxen aufzubauen, um Synergien zu schaffen und wirtschaftliche Vorteile zu nutzen.

Investor und Arzt schließen einen Praxisverkauf ab.
Vorteile eines Praxisverkaufs an einen Investor
Ein Praxisverkauf an einen Investor kann zahlreiche Vorteile mit sich bringen:
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- Attraktive Kaufpreise – Investoren sind oft bereit, hohe Preise für eine etablierte Praxis zu zahlen, da sie langfristige wirtschaftliche Interessen verfolgen.
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- Schnelle und unkomplizierte Abwicklung – Im Vergleich zu einem Verkauf an einen einzelnen Zahnarzt oder eine Zahnärztin ist der Prozess mit einem Investor häufig effizienter.
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- Geringere Abhängigkeit von einem Nachfolger – Während viele Praxisinhaber Schwierigkeiten haben, einen passenden Übernehmer zu finden, sind Investoren oft flexibler und können schneller entscheiden.
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- Option auf Weiterbeschäftigung – Fast alle Investoren bieten dem bisherigen Inhaber an, weiterhin in der Praxis als angestellter Zahnarzt tätig zu bleiben. Für die meisten Investoren ist eine mangelnde Bereitschaft an weiterer Mitarbeit ein Deal Breaker.
- Option auf Teilhaberschaft – Einige Investorengruppen im Gesundheitssystem bieten den ehemaligen Praxisinhabern an, auch nach dem Praxisverkauf eine Teilhaberschaft an der Praxis/Firma zu behalten.
- Option auf Weiterbeschäftigung – Fast alle Investoren bieten dem bisherigen Inhaber an, weiterhin in der Praxis als angestellter Zahnarzt tätig zu bleiben. Für die meisten Investoren ist eine mangelnde Bereitschaft an weiterer Mitarbeit ein Deal Breaker.
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- Professionalisierung des Praxismanagements – Durch den Verkauf an einen Investor können moderne Managementstrukturen eingeführt werden, die Arbeitsprozesse effizienter gestalten.
Ein Arzt, der glücklich seinen Verkaufsvertrag unterschreibt.
Nachteile und Risiken eines Praxisverkaufs an einen Investor
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige potenzielle Nachteile, die Praxisinhaber bedenken sollten:
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- Verlust der unternehmerischen Freiheit – Nach dem Verkauf bestimmt der Investor die strategische Ausrichtung, was zu Änderungen im Praxisalltag führen kann.
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- Abhängigkeit von Renditeerwartungen – Investoren erwarten eine wirtschaftliche Rentabilität. Dies kann zu Kosteneinsparungen und Änderungen in der Behandlungsphilosophie führen.
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- Mögliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen – Einige Praxisinhaber berichten von steigenden Arbeitsanforderungen und geringerer Autonomie nach dem Verkauf.
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- Vertragsabhängigkeiten – Die meisten Investoren knüpfen den Kaufvertrag an langfristige Verpflichtungen, wie etwa die Weiterarbeit als angestellter Arzt/Zahnarzt.
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- Steuerliche Aspekte – Der Verkauf kann steuerliche Auswirkungen haben, insbesondere im Hinblick auf die Besteuerung des Kaufpreises. Eine frühzeitige steuerliche Beratung ist essenziell.
Arzt prüft skeptisch die Vertragsbedingungen eines Praxisverkaufs.
Klassische Voraussetzungen, die Investoren an Praxisinhaber stellen
Investoren, die an der Übernahme von Arztpraxen und Zahnarztpraxen interessiert sind, legen typischerweise Wert auf bestimmte Kriterien, um eine rentable und nachhaltige Investition sicherzustellen. Zu den klassischen Voraussetzungen zählen:
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- Praxisgröße und Ausstattung – Eine Mindestgröße der Praxisräume ist essenziell, um ausreichend Patienten behandeln zu können und gegebenenfalls weitere Behandler zu integrieren. Die Mindestgröße liegt im Bereich der Zahnmedizin bei einer Umsetzbarkeit von mindestens 5-6 Behandlungseinheiten, Arztpraxen sollten mind. 200m² vorweisen können. Eine moderne und gut gepflegte Ausstattung erhöht die Attraktivität der Praxis.
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- Standort – Eine gute Lage, idealerweise in städtischen Gebieten oder wirtschaftlich starken Regionen, gewährleistet eine hohe Patientendichte und somit stabile Einnahmen. Bitte beachten Sie, dass der Verkauf der Praxis immer auch damit zusammenhängt, dass dieser eine langfristige Standort Sicherheit erhält. Stichwort: Mietvertrag Laufzeit.
Unter welchen Voraussetzungen ein Investor den Standort wählt, finden Sie in dem Blogbeitrag Praxisstandort richtig wählen.
- Standort – Eine gute Lage, idealerweise in städtischen Gebieten oder wirtschaftlich starken Regionen, gewährleistet eine hohe Patientendichte und somit stabile Einnahmen. Bitte beachten Sie, dass der Verkauf der Praxis immer auch damit zusammenhängt, dass dieser eine langfristige Standort Sicherheit erhält. Stichwort: Mietvertrag Laufzeit.
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- Finanzielle Kennzahlen – Ein lukratives Verhältnis zwischen Umsatz und Gewinn ist entscheidend. Investoren analysieren gewöhnlich die Umsätze und Gewinne der letzten 3 Jahre, um die Rentabilität der Praxis zu bewerten. Unterm Strich sollte ein Gewinn von ca. 400.000,- € vorhanden sein. Ist das bislang nicht der Fall, so gibt es die Möglichkeit, den Praxiswert vor dem Verkauf an einen Investor zu steigern.
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- Personalstruktur – Mindestens zwei Behandler in der Praxis signalisieren eine stabile Patientenversorgung und ermöglichen flexible Arbeitszeiten. Mehr Informationen zu der Wichtigkeit der Personalstruktur vor dem Praxisverkauf finden Sie hier.
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- Mitarbeit des Abgebers – Die Bereitschaft des bisherigen Praxisinhabers, noch einige Jahre mitzuarbeiten, erleichtert den Übergang und sichert den Erhalt des Patientenstamms. Gewöhnlich möchten Investoren, dass die Praxisinhaber/Behandler noch mindestens zwei Jahre in der Praxis angestellt bleiben.
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- Mietvertrag – Ein langfristiger Mietvertrag bietet Planungssicherheit und verhindert kostspielige Standortwechsel. Der Mietvertrag sollte im Schnitt ca. 2x 10 Jahre sein + Verlängerungsoptionen.
Sie finden hier einen Beitrag und eine kostenfreie Checkliste zum Thema: Praxisabgabe – Prüfung der Praxisverträge.
- Mietvertrag – Ein langfristiger Mietvertrag bietet Planungssicherheit und verhindert kostspielige Standortwechsel. Der Mietvertrag sollte im Schnitt ca. 2x 10 Jahre sein + Verlängerungsoptionen.
Diese Kriterien helfen Investoren, das Potenzial einer Praxis realistisch einzuschätzen und eine fundierte Entscheidung für eine Übernahme zu treffen.
Ablauf des Praxisverkaufs an einen Investor
Der Verkauf einer Arztpraxis bzw. Zahnarztpraxis an einen Investor folgt einem strukturierten Prozess, der in mehreren Phasen abläuft:
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- Vorbereitung und erster Kontakt – Vor der Ansprache von Investoren sollten Praxisinhaber ihre Unterlagen aufbereiten und sich über ihre Verkaufsziele im Klaren sein.
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- Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA) – Bevor sensible Informationen ausgetauscht werden, wird eine Vertraulichkeitsvereinbarung (Non-Disclosure Agreement, NDA) unterzeichnet, um den Schutz der Daten zu gewährleisten.
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- Übermittlung der angeforderten Unterlagen – Der Investor erhält relevante Dokumente wie BWA-Berichte, Mietverträge und Informationen zur Praxisstruktur, um eine erste Einschätzung vorzunehmen.
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- Indikatives Angebot – Basierend auf den übermittelten Daten gibt der Investor ein unverbindliches indikatives Angebot ab, das erste Kaufpreisvorstellungen enthält.
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- Letter of Intent (LOI) – Wenn beide Seiten interessiert sind, wird eine Absichtserklärung (LOI) unterzeichnet, die die Verhandlungsgrundlage bildet und mögliche Exklusivitätsrechte festhält.
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- Due Diligence – Der Investor prüft die finanziellen, rechtlichen und betrieblichen Aspekte der Praxis im Detail.
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- Vertragsverhandlungen und Kaufabschluss – Nach erfolgreicher Prüfung erfolgt die Aushandlung des finalen Kaufvertrags sowie die Übergabe der Praxis.
Ein gut strukturierter Ablauf und professionelle Beratung sind entscheidend, um den Verkaufsprozess reibungslos und erfolgreich zu gestalten.
Worauf sollten Praxisinhaber beim Verkauf an einen Investor achten?
Bevor Sie sich für den Praxisverkauf an einen Investor entscheiden, sollten Sie folgende Punkte genau prüfen:
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- Wert der Praxis realistisch einschätzen – Lassen Sie Ihre Praxis von einem unabhängigen Gutachter bewerten, um einen marktgerechten Preis zu erzielen. Wir unterstützen Sie bei der Praxiswertermittlung.
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- Investoren vergleichen – Nicht alle Investoren haben die gleichen Ziele und Strategien. Informieren Sie sich über verschiedene Anbieter und prüfen Sie deren Referenzen.
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- Vertragsbedingungen genau prüfen – Ein auf Medizinrecht spezialisierter Anwalt kann helfen, kritische Klauseln zu erkennen und faire Bedingungen auszuhandeln.
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- Steuerliche Beratung einholen – Ein Steuerberater kann Ihnen helfen, steuerliche Fallstricke zu vermeiden und die optimale Struktur für den Verkauf zu finden.
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- Zukunftspläne bedenken – Möchten Sie nach dem Verkauf weiterhin in der Praxis arbeiten oder sich vollständig zurückziehen? Klären Sie diese Frage frühzeitig.
Diese Informationen möchten Investoren von Praxisinhabern, bevor sie ein indikatives Angebot zur Praxisübernahme abgeben
Finanzielle Unterlagen der letzten drei Jahre soweit vorhanden:
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- BWA-Berichte
- Kassenvereinigung – Bescheide (Honorarbescheid / Quartalskonto und Nachweise der Honorarbestandteile aller Vertragskassen)
- HzV/GOÄ-Abrechnung (sofern vorhanden; vollständiger Abrechnungsnachweis aller Kassen inkl. Anlagen)
- Knappschaft (sofern vorhanden)
- Privatziffernstatistik 2024
- Anlagenverzeichnis
Weitere relevante Informationen:
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- Informationen zu Mitarbeitern (Fragen Sie uns gerne für eine Vorlage an)
- Mietvertrag inklusive Grundriss
- Bilder der Praxisfläche
Fazit: Ist der Praxisverkauf an einen Investor die richtige Wahl?
Der Praxisverkauf an einen Investor bietet Chancen, aber auch Herausforderungen. Während hohe Kaufpreise und eine reibungslose Abwicklung verlockend erscheinen, sollten Praxisinhaber auch die langfristigen Konsequenzen für sich, ihr Team und ihre Patienten berücksichtigen. Eine gründliche Vorbereitung und Beratung durch Experten wie uns sind entscheidend, um die beste Entscheidung zu treffen.
Außerdem: Wir empfehlen Praxisinhabern immer dazu, mehrgleisig zu fahren, Angebote zu vergleichen und das Praxisangebot über eine professionelle Praxisbörse sichtbar zu machen.
Haben Sie Fragen zum Praxisverkauf oder suchen Sie eine unverbindliche Beratung? Kontaktieren Sie uns gerne, wir helfen Ihnen weiter!
Unsere Verschwiegenheit sichern wir Ihnen gerne schriftlich zu.